Das kleine Handbuch des Stoizismus

Wo ordnen wir dieses Buch ein und wer sollte es lesen?

Das kleine Handbuch des Stoizismus ist sicherlich etwas abstrakter als unsere Gassenhauer “7 Wege” oder “Die 1%-Methode”. Es ist wirklich faszinierend, wie alt die Grundprinzipien dahinter sind und es macht mir großen Spaß, sie in meinem Alltag anzuwenden.

Ich würde das Buch jedem empfehlen, der sich etwas mehr für die Hintergründe der Philosophie interessiert und nicht nur wissen will, was der kleine Lifehack für morgen früh um acht sein kann.

Das Grundprinzip der Eudämonie

Eudämonie, Arete… das klingt alles mega wild und hochtrabend, oder?

Klingt mega, oder?

Ich will es mal ganz kurz machen

Mach das Beste daraus

Was bedeutet das?

Mach das Beste aus den Umständen um dich herum, mach das Beste aus deiner Situation und mach das Beste aus den Herausforderungen, die das Leben für dich bereithält.

Ein kleines Beispiel, das ich so oder so ähnlich erlebt habe:

Es ist Freitagabend, 23:30 Uhr im August 2023. Am nächsten Tag um 7:00 Uhr will ich ins Auto steigen und bei einem der schönsten Triathlons in Deutschland starten – dem Allgäu Triathlon.

Bei einer letzten Materialcheck-Radtour am Vortag ist mir der Vorderreifen geplatzt, so dass ich meinen Belastungstest nicht ganz absolvieren konnte. Anfänger würden jetzt fluchen.

Aber soweit erstmal kein Problem, denn ich bin auf alles vorbereitet mache das Beste draus!

Guten Podcast auf die Ohren und im Wohnzimmer mein Rennrad aufgebaut und in aller Ruhe begonnen den Vorderreifen zu wechseln. Nach ca. 20 Minuten die Erkenntnis: Mist. Der Ersatzreifen, den ich gekauft habe, hat die falsche Größe.

Genau so sah es aus

Was kann ich jetzt tun? Ich kann laut fluchen, mich ärgern, mit der Faust gegen die Wand hauen und wütend feststellen: Dann fahre ich eben nicht ins Allgäu, so ein Mist.

Was tue ich stattdessen? Ich übe mich in Stoizismus.

Ich versuche mir in solchen Situationen immer vorzustellen, wie ich jetzt reagieren würde, wenn das einem Menschen passiert wäre, den ich wirklich von Herzen gern habe. Ein enger Freund oder mein kleiner Bruder, der mich dann um Rat fragen würde, was er jetzt tun soll. Würde ich ihn anschreien und mit der Faust gegen die Wand hauen? Nein, ich würde ihn in den Arm nehmen, ein Bier aufmachen, tief durchatmen und fragen

Was ist jetzt die beste Option?

Und genau das mache ich jetzt. Okay, natürlich könnte ich jetzt einfach sagen, ich fange nicht im Allgäu an. Aber das ist eine beschissene Option. Ich habe in der Vorstadt eine Garage gemietet, die noch ein bisschen als Ersatzteillager dient. Da steht ein anderes Rad mit anderen Laufrädern. Die sind aber schwerer und ich brauche jetzt bestimmt 1,5 Stunden, um die zu holen und zu montieren.

Also, was mache ich jetzt?

1) Nicht im Allgäu starten

2) Übermüdet im Allgäu starten mit den anderen Laufrädern

Natürlich rate ich mir selbst, die Laufräder zu montieren. Easy. Geil. Das wird schon klappen.

75 Minuten später habe ich das erste Vorderrad montiert und will gerade das Hinterrad montieren, als ich feststelle: Die Bremsscheibe ist zu groß und passt nicht. Ich bekomme das Rad nicht montiert.

Jetzt habe ich natürlich wieder verschiedene Möglichkeiten

1) Schreiend gegen die Wand schlagen

2) Nicht im Allgäu starten

3) Dann eben vorne und hinten mit unterschiedlichen Laufrädern starten

Option 3) sieht zwar blöd aus, ist aber für mich die beste Option und deshalb wähle ich sie!

Ich finde es sieht merkwürdig aus

Wir könnten ewig so weiterspielen. Ihr ahnt es schon. Am Ende des Tages bin ich im Allgäu gestartet und ich bin heute noch dankbar dafür, was für ein wunderbares Erlebnis das für mich war und ich bin mir absolut sicher, die Erinnerung wird mir für immer bleiben und mit was für Rädern ich da war oder wie viel ich geschlafen habe, das werde ich bald vergessen.

Das ist Stoizismus für mich. Die Tugend, das Beste daraus zu machen. Bis hierher werden wahrscheinlich die wenigsten gelesen haben und trotzdem schlafe ich heute mit dem Gedanken ein: “Also aus dieser Geschichte über den Allgäu-Triathlon hast du wirklich alles rausgeholt”. Wenn es einen Nobelpreis für Blogbeiträge gäbe, dann hätten die in Stockholm wenigstens mal einen vernünftigen Preisträger…

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